Gedichte (102)

Ich wäre gern ein Kind

An langen arbeitsreichen Tagen
Ohne Antwort, voller Fragen
Ohne Ruhe, voller Müh
Arbeitsam von morgens früh
Stetig bis zur späten Nacht
Wenn nichts passiert was fröhlich macht
Dann kommt’s mir manchmal in den Sinn
Wär gerne anders als ich bin

Ich wäre gern ein Kind
Weil Kinder einfach einfach sind
Jünger, kleiner, faltenfrei
Die Welt wäre mir einerlei

Auf kurzen Beinen würd‘ ich stehen
Würd‘ den Tellerrand kaum sehen
Doch große Sorgen hätt‘ ich auch:

Was drückt und zieht in meinem Bauch?
Wo ist mein Spielzeug hingekommen?
Wo ist die Mama hingeschwommen?
Warum muss ich jetzt ins Bett?
Warum ist der Onkel nett
Aber die Tante ist es nicht?
Wieso verzieht die das Gesicht?
Warum riecht es hier so streng
Wieso ist meine Windel eng?

Ich wäre gern ein Kind
Weil Kinderwelten kleiner sind
Passt was nicht, weint man ein wenig
Und gleich ist man meist wieder König
Reicht das nicht, dann schreit man eben
Als ging es einem an das Leben
Danach freut man sich dann im Stillen
Jetzt hat man schließlich seinen Willen
Und wenn nicht wird man schnell abgelenkt
Weil der Opa Spielzeug schenkt
Oder wer Grimassen zieht
Oder was lustiges geschieht
Man kann soviel man will verschmutzen
Muss nicht aufräumen, nicht putzen

Am Tagesende wird man dann
Weil man kaum noch gucken kann
Ins Bett gesteckt samt Kuscheltier
Ein Elch vielleicht, oder ein Stier
Man kennt das Wort dafür ja nicht
Irgendwo brennt ein kleines Licht
Das böse Geister draussen hält
Aus unserer kleinen schönen Welt

Ich wär so gern wieder ein Kind
Weil Kinder einfach knuffig sind

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