Gedichte (172) – Die rechte Ecke

Die rechte Ecke

Sie rufen wieder und sie schreiben
Wer da kommt, der darf nicht bleiben
Sie zündeln in Wort und Tat
Gegen Verstand, Flüchtling und Staat

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Schäme mich, dass ich nichts unternehme
Schäme mich, dass es solche Leute gibt
Denen ihr furchtbares Denken
Heutzutage nicht mehr genügt

Und sie rufen auf zu Taten
und sie rufen auf zu Gewalt
Wollen nicht schweigen, nicht denken und warten
Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Reden und reden und denken nicht mehr
Sie kommen in jung und in alt

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Nie zuvor in meinem Leben
Hätte ich das je gedacht
Es würd hier sowas wieder geben
Hätt abgewunken und gelacht

Fremdenhass, in solchen Maßen
In deutschen Städten, deutschen Straßen
Das gibt‘s hier nicht in diesen Tagen
Wie von einem anderen Stern
Selbst Rostock-Lichtenhagen
Schien immer viele Jahre fern

Jetzt seh ich die Bilder und lese die Worte
Seh die Dummheit marschieren durch allerlei Orte

Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Sie kommen in jung und in alt
Und reden und reden und denken nicht mehr

Drum schweigt nicht, wenn das Gerede ertönt
Auch wenn es Momente nicht gerade verschönt
Redet dagegen, redet bestimmt
Damit Rechte nicht denken, dass sie rechtens sind

Redet dagegen, jedoch mit Niveau:
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so

Egal wer da spricht, ob Jacke, ob Zwirn
Lasst sie nicht reden, in all ihrer Wut
Vielleicht findet manch einer dann wieder sein Hirn
Oder den Anstand, schon das wäre gut