Gedichte (103)

Stimmungscocktail

Schon an der Stimme kann ich’s hören
Vom ersten Wort an war’s mir klar
Nuancen, die die Laune stören
Vorwurfsvoll, subtil und wahr

Es liegt heut etwas in der Luft
Schwebt herum, drückt aufs Gemüt
Kein süßlich-schöner Blumenduft
Wie er auf Sommerwiesen blüht

Es riecht nach unterdrücktem Frust
Mit einem Tropfen Bitterkeit
Im Abgang ein Hauch Streiteslust
Dazu noch ein Schuss Selbstmitleid

Und ich kann den Streit schon ahnen
Wie er von Fern herüber zieht
Worte, die mich streng ermahnen
Wie es manches Mal geschieht

Ich habe mich wohl falsch verhalten
Mich nicht betragen wie erhofft
Die Stirn zieht sich in tiefe Falten
Die Miene steinern wie so oft

Nicht wie man’s von mir erwartet
Gehorsamst meine Pflicht erfüllt
Bevor die Streiterei nun startet
Ist man leider nicht gewillt
Mir mitzuteilen was gewesen
Worin mein Fehlverhalten lag
Würd‘s gern wissen, gerne lesen
Was man mir vorwirft jeden Tag

Und ich denk‘ ganz still bei mir
Wie schön wären doch Vorwurfslisten
Von früher bis ins jetzt und hier
Den Geist mal gründlich auszumisten

Für jedermann frei einsehbar
Das Web 2.0 in Tadel-Form
Knapp, präzise und ganz klar
Nachvollziehbar und nach Norm

Perfekt nach Tag und Jahr sortiert
Dann wüsst‘ ich jetzt was Sache ist
Könnt reagieren statt irritiert
Bis das Selbstmitleid mich frisst

Hier zu stehen, dem Frust zu lauschen
Der sich über mir ergießt
Beginnt sich selber aufzubauschen
Und die Laune mir vermiest

So schwelg‘ ich in Gedanken
In dieser schlechten Witterung
Seh mein Selbstbewusstsein wanken
Und sag pauschal: Entschuldigung

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