Chuck Norris schafft den Bachelor in Regelstudienzeit

Einen wunderschönen guten Tag,
endlich ist mal wieder Zeit mich zu Wort zu melden. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Ich habe „Hinter verschlossenen Türen“ im Urlaub fertig geschrieben. Leider fehlen noch ein paar Überarbeitungsschritte für die es mir gerade an Zeit mangelt, bis das Ganze online geht. Um euch die Zeit bis dahin zu verkürzen gibt es hier schonmal einen noch unveröffentlichten Text von mir. Er hört auf den Namen „Chuck Norris schafft den Bachelor in Regelstudienzeit“. Ich habe ihn für meinen Auftritt bei der Langen Nacht der Wissenschaften im Juli geschrieben. Er gehört inhaltlich zu meinem Text „Man kriegt kein Fleisch ohne Beilage“ den ihr hier bei Youtube ansehen oder hier lesen könnt, je nach Bedarf. Der ursprüngliche Text ist nach meinem ersten Bachelor-Jahr geschrieben und hat sich langsam ein bisschen überholt angefühlt. Da hatte ich zur langen Nacht die Idee, dass ein Fazit zum Ende des Bachelor-Studiums gut passen würde.

Am 08.10. tritt übrigens ein weiteres Mal der Dichtungsring im Laika in Neukölln zusammen, den ich euch wärmstens ans Herz legen möchte. Dabei sind diesmal Matthias Niklas, Sascha Delitzscher, Marion Alexa Müller, meine Wenigkeit und The Sycamore Tree. Mehr dazu unter facebook.com/dichtungsring

Mit den allerbesten Grüßen,
Arno / Larry

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Chuck Norris schafft den Bachelor in Regelstudienzeit

Und dann stehe ich plötzlich da, mit ein paar Papieren in der Hand, und versuche zu realisieren, was da gerade passiert ist. Die Papiere sind ein Zeugnis, in deutscher und englischer Ausfertigung. Sie enthalten eine Aufzählung von Fächern, Noten und einen akademischen Grad. Ab sofort trage ich einen Titel. Bachelor of Science. Junggeselle der Wissenschaft. Und irgendwie fehlt etwas in diesem Moment. Etwas ganz entscheidendes. Die Fanfaren, die großen Jubelstürme, der Präsident der Vereinigten Staaten, oder zumindest der der Universität, der einem gratuliert. Menschen, die einen auf Händen durch den Flur tragen, Fans, die voller Bewunderung angelaufen kommen um einen Blick auf diesen Menschen zu erhaschen, der es tatsächlich geschafft hat. Auch wenn man es sich nicht eingestehen will, irgendwas in der Richtung hat man erwartet.
Stattdessen stehe ich in einem mäßig beleuchteten Flur voller Menschen, die mich keines Blickes würdigen. Menschen, die nur ernst und monoton immer wieder auf ihre Wartenummer und die Anzeige mit den leuchtenden Ziffern blicken. Wartenummer. Anzeige. Wartenummer. Anzeige. Ein Gong ertönt, die Ziffer springt eins nach oben, jemand geht hinein. Der Rest blickt wieder auf seine Wartenummer. Dann wieder auf die Anzeige. Wenigstens ein Schulterklopfen sollte ja drin sein, aber dafür müsste ich einen von diesen Menschen kennen und dem ist nicht so.
Soeben habe ich meinen ersten Abschluss gemacht. Und während den drei Jahren eine Menge Menschen gehen sehen, einen ganzen Haufen Zeug gelernt und einen gigantischen Berg an Dingen vergessen. Vielleicht war einiges von dem Druck den man gespürt hat nicht so systembedingt wie anfangs geglaubt. Vielleicht wäre es klüger gewesen, es ruhiger angehen zu lassen. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt sich zu betrinken. Wenn schon keine Fanfaren und Jubelstürme, dann eben Sturm auf die Leber.
Aber streng genommen ist es zehn Uhr morgens und eventuell noch etwas früh dafür. Ich denke an die letzten Jahre zurück. An die Leute, die mit mir das Studium begonnen haben. An die, die erklärt haben, dass sie Informatik studieren wollen, weil sie Computerspiele mögen und sich mit dem Computer auch so ganz gut auskennen. An die, die in der Vorlesung World of Warcraft gespielt haben. Als die dann mal gegangen waren, stellte sich heraus, dass ich tatsächlich mit ganz normalen Menschen studiere, dass sich sogar der eine oder andere erstaunlich kluge Kopf unter ihnen verbirgt. Meine Füße tragen mich in eine unserer Cafeterien. Es mangelte vielleicht an Studentenpartys, wie ich sie mir vorgestellt hatte, aber immerhin gibt es hier auch am frühen Mittag schon gekühltes Bier zu kaufen. Ich lasse mich an einem Tisch nieder, trinke und beobachte die anderen.
Jetzt darf ich mich also für den Rest meiner Tage Bachelor nennen. Vor mir reihen sich zwar keine willigen Damen auf, die eine Rose geschenkt bekommen wollen, aber das war auch nicht wirklich zu erwarten.
 Mir fällt ein Satz ein, den ich mal auf einem Demo-Transparent gelesen habe. „Chuck Norris schafft den Bachelor in Regelstudienzeit“. Zugegeben, ich habe meinen Bachelor auch in sechs Semestern geschafft. Aber ich habe während dem Studium auch eine Gedichtreihe verfasst, die „Genesungslyrik“ heißt und im Krankenhaus und auf Kur an der Ostsee geschrieben wurde. Vielleicht, denke ich und trinke mein Bier aus, vielleicht ist es keine besonders gute Idee, sich mit Chuck Norris messen zu wollen.

BABYPOesie – Gedichte mit Bauchzwerg (1)

Hallo ihr Lieben,

es gibt ein neues Buch von mir und ich bin sehr stolz darauf, wie schön es geworden ist. Mein dritter Gedichtband erscheint dieser Tage, ist schon bestellbar  und hört auf den Namen „BABYPOesie – Gedichte mit Bauchzwerg“ . Er erscheint wie auch schon der Roman bei Periplaneta. Es ist der erste Gedichtband, der einem klaren Thema folgt und keine reine Textsammlung ist. Das Buch enthält Gedichte über den Kinderwunsch, das Ticken der biologischen Uhr, Schwangerschaftstests (im positiven wie im negativen Sinne), über die Zeit der Schwangerschaft, den Geburtsvorbereitungskurs, das Wochenbett und die Stillzeit. Es war mir eine große Freude all das zu durchleben und ich hoffe, euch werden die Gedichte gefallen.
Wer Facebook-Seiten mag, der möge bitte diesem Link folgen.

Der Gedichtband kostet 10 € und kann auf der Verlagsseite, bei Amazon und auch per Mail an larry (ät) arno-wilhelm.de bestellt werde.

Es sind 73 Gedichte auf 118 Seiten. Für das wunderhübsche Cover und die Kapitelillustrationen zeichnet sich Nicole Altenhoff verantwortlich und ich bin ihr sehr sehr dankbar dafür.

Zum Schluss des Posts folgt noch ein Gedicht aus dem letzten Kapitel des Buches.
Lasst es euch gut gehen,

Liebe Grüße,
Arno / Larry

Träumer

Er träumt und zappelt mit den Händen
die Augen, die Verzückung spenden
sind nun schon lange fest verschlossen
doch er strampelt unverdrossen
Ob er Berge grad besteigt?
Tigern linke Haken zeigt?
Von riesengroßen Brüsten träumt?
Von Milch, die wogend überschäumt?
Von Hawaii und Cocktails schlürfen
Von dem was die Erwachsenen dürfen?
Rock’n’Roll und Party-Leben?
Feiern, Tanzen, Geld ausgeben?
Leider, leider weiß ich’s nicht
doch schau mal da in sein Gesicht
er lacht im Schlaf in sich hinein
es müssen wohl doch Brüste sein

Gedichte (137)

Einen wunderschönen guten Tag,

es war eine etwas längere Pause, aber sowas kommt in den besten Familien vor, wie man so schön sagt. Ich hoffe ihr habt eine schöne Zeit. Das folgende Gedicht war eine Art Auftragsarbeit für den letzten Dichtungsring, eine Aufgabe die Matthias Niklas und ich uns aus einer Laune heraus gestellt haben. Hier also die (leicht gekürzte) Fassung.
Ich wünsche euch eine schöne Zeit,

Liebe Grüße
Arno / Larry

Moderne Komplimente

Wärst du eine Facebook-Seite – dann würde ich dich liken
Dich lieben und ehren, bis unsere Server streiken

Dein Aussehen genießen, deine Privatsphäre erkunden
Auf dir verweilen, Tag für Tag so manche Stunden

Dich nicht teilen sondern stets für mich behalten
Und bis zum letzten Post verwalten

Gedichte (136)

Relativ schwer

Die Lungen werden enger
Die Luft zum Atmen fehlt
Atemzug um Atemzug
Der meinen Brustkorb quält

Werden die Schmerzen größer
Die Panik baut sich auf
Die Bewegungen nervöser
Angst vor dem weiteren Verlauf

Der Versuch fällt schwer
Alles zu relativieren
Der eigene Körper ist viel näher
Als fremdes Leid bei Mensch und Tieren

Hungersnöte, Weltschmerz, Krieg
Und die Sorgen anderer Leute
Gier, die statt Sozialem siegt
Allzu oft im Hier und Heute

An all das will ich denken
Doch er fällt wahnsinnig schwer
Der Versuch mich abzulenken
Die Lungen quälen allzu sehr

Und so muss ich mit ernstem Herzen
In aller Ehrlichkeit gestehen
Was kümmert mich das Weltgeschehen?
Ich will nur atmen ohne Schmerzen
Und langfristige Hoffnung sehen

Gedichte (135)

LyrikPlag

Es war dereinst mal ein Poet
Der grübelte im Stillen
Wie Autorenruhm entsteht
Er war getrieben von dem Willen

Feine Zeilen zu verfassen
Mit den Großen sich zu messen
Sich fröhlich inspirieren lassen
Und notfalls dafür zu vergessen

Wem genau der Text gehört
Man könnte sich da ja bedienen
Ist zwar ein wenig unerhört
Ein böses Spiel mit guten Mienen

Wie fest gemauert in der Erde
Steht er da und starrt gebannt
Heut noch soll es lyrisch werden
Gefällig und ganz schnell zur Hand

Er grübelt so spät bei Nacht und Wind
Welche Autoren zitierenswert sind

Und kurz und gut und jedenfalls
Und ganz im Allgemeinen
Der Dichter, der fand leider als
Er plagiieren wollte, keinen

„Gott sei Dank! Schon ist’s vorbei
mit der Übeltäterei!!“
Und so folgte der Durchbruch dann doch leider nicht
Und die Moral von der Geschicht?

Wer jetzt keinen Text hat, der schreibt keinen mehr
Wer jetzt nicht berühmt ist, der wird es auch bleiben
Wird wachen, lesen, sich Schnaps einverleiben
Und auf ewig an Sätzen wie diesen rumschreiben

Gedichte (134)

Schöpferglück

Einsam ist es oft, zu Schreiben
Mit Ideen schwanger gehen
Sie aus dem Hirn aufs Blatt zu treiben
Wachsen und entstehen sehen

Sind sie dann in voller Pracht
Schlussendlich aufs Blatt gebracht

Regt in der Autorenbrust
Sich Schöpferglück biblischer Maße
Freude und die starke Lust
Es jedem Menschen auf der Straße

Einzeln lauthals vorzutragen
Doch würde mancher mich verklagen

Da nicht jeder Lyrik mag
Egal wie episch oder schlicht
Da Erinnerung finster nagt
An Folter im Deutschunterricht

Was hat der Autor sich gedacht?
Warum hat er’s grad so gemacht?

Und so behalte ich’s für mich
Bleibe fern der vollen Straße
Verbreite meine Lyrik nicht
In allzu nervtötendem Maße

Schreib Gedichte zuhauf
Über Schuld oder Sühne
Und hebe sie mir alle auf
Für meine Lyrik-Lesebühne

Gedichte (133)

Weiter Weg

Ein weiter Weg liegt vor
Und ein weiter hinter uns
Die Temposchwankungen der Zeit
Sind ihre eigene, feine Kunst

Heut hab ich nicht viel zu sagen
Keine neuen, offenen Fragen
Nur schöne simple Lebensfreude
In diesem standfesten Gebäude
Das uns unsere Liebe baut
Wo man sich schützt und sich vertraut

Heut wollt‘ ich nur, dass ich dir sag:
Ich freu mich über jeden Tag

Gedichte (132)

Eine Ode an Ikea

Oh welch großer blauer Tempel
Hier so vielerorts präsent
Voller Möbel, voller Krempel
Durch dessen Gänge niemand rennt

Bis hin zu den Kassendamen
Wird hier geschlendert und geguckt
Da ein schöner Bilderrahmen
Hier ein kleines Kind, das spuckt

Egal wie kurz die Einkaufsliste
Wie wenig man auch kaufen will
Nach zwei, drei Stunden endlich biste
Am Auto – vollgepackt mit Müll

Zwar auch was du kaufen wolltest
Doch obendrauf gesellen sich
Gläser, Tassen, kleine Boxen
Und Teelichter noch zusätzlich

Erschöpft langst du zuhause an
Und schwörst dir nie zurückzukehren
Doch der Wille hält nicht lang
Kannst nicht ewig dich erwehren
Wirst bald den blauen Tempelbau
Erneut mit Einkaufslust beehren

Gedichte (131)

Einen wunderschönen guten Tag,

es sind recht vollgepackte Zeiten momentan, aber sie machen unglaublich Spaß. Das nächste Update von „Hinter verschlossenen Türen“ steht zaghaft hinter dem Vorhang und traut sich noch nicht so recht raus, aber ich denke, es wird bald soweit sein. Bis dahin gibt es ein paar Veranstaltungsankündigungen, eine vage Andeutung und die Texte vom letzten Dichtungsring.

– Am 27.04. feiere ich zusammen mit Hans Sølo und einigen musikalischen Gästen den Release unserer gemeinsamen EP im KussKuss in Neukölln. Es hat eine ganze Weile gedauert, und ist dafür umso schöner geworden, dieses Projekt. Hans hat mehrere meiner Texte (die ich auch eingesprochen habe) vertont. Ist eine großartige Art, Lyrik wahrzunehmen, mit Musik im Hintergrund. Leicht abgewandelte Versionen werden wir an dem Abend auch darbieten. Hans wird zusätzlich seine Songs spielen, ich lese alte und neue Texte und ein paar Auszüge aus meinem Roman. Wir würden uns sehr freuen wenn ihr kommt. Hier gibt es noch mehr Infos dazu.
– Am 07.05. ist der nächste Dichtungsring, mit Matthias Niklas, Sascha Delitzscher, Theresa Rath, Hans Sølo und meiner Dichterigkeit im Laika in Neukölln. Beginn ist wie immer so ungefähr 19:30 Uhr und der Eintritt ist frei.

Nun zur vagen Andeutung: Ich habe im vergangenen Jahr eine Menge neue Texte geschrieben, von denen kein einziger seinen Weg hier auf den Blog gefunden hat. Wer mich in letzter Zeit live gesehen hat, wird auch schon den ein oder anderen davon kennen. Es wird mein erster Konzept-Lyrik-Band und ich freue mich schon darauf. Er wird irgendwann in den nächsten Monaten bei Periplaneta erscheinen, nähere Infos und ein bisschen mehr Details gibt es hier, sobald ich welche habe.

Allerbeste Grüße,
Arno / Larry

Heimatversuch

Wenn man eine Kneipe betritt
der Barmann
die zwei Gestalten
die da eintreten
erkennt
dank der zahlreichen Nächte
die sie hier trinkenderweise überlebt haben
und wenn der Barmann dann
wortlos
und mit fragendem Blick
zwei Gläser hochhält
und auf ein kurzes Nicken hin anfängt
diese mit feinstem Fassbier zu füllen

Dann hat man ein Gefühl davon
was Heimat ist

Gedichte (130)

Warum ich so zufrieden bin

Was ist denn nun schon wieder lustig
Fragst du wenn ich lache
Wenn ich meine Zeit genieße
Fragst du was ich nun schon wieder mache

Warum ich so zufrieden bin
Fragst du allen ernstes
Und da sag ich ganz bewusst:

Weil ich von hier weggehen kann
Und du stets bei dir bleiben musst