Mit Seiten – Ultrakurzgeschichte

Einen wunderschönen guten Tag,

ich habe mal wieder eine kleine und, zugegeben, ein wenig absurde Geschichte geschrieben. Aber der Gedanke gefiel mir zu gut um ihn einfach wieder laufen zu lassen. Ich wünsche euch eine schöne Woche,

Viele Grüße,
Arno


 

Mit Seiten

Die Frau sah hoch und wieder trafen sich ihre Blicke.
“Was soll das?”, fragte sie. “Warum sehen sie mich so angewidert an?”
Er wirkte verschämt. Seine dunklen Augen wichen ihrem Blick aus.
“Ihr, äh, Buch”, sagte er, offensichtlich um Worte ringend. Sie verstand nicht.
“Es hat Seiten.” Noch immer schien sie nicht zu verstehen.
“Es ist unhygienisch. Schwer zu reinigen. All diese Keime.”
Er schüttelte sich richtiggehend. Der Frau stand der Mund offen. Sie schien es selbst nicht zu bemerken.
Ohne auch nur ein weiteres Wort herauszubringen sah sie dem Mann dabei zu, wie er seinen eBook-Reader in die Tasche packte, aufstand und die Plastikfolie, auf der er gesessen hatte, säuberlich zusammenfaltete und verstaute. Aus seiner Jacke zog er ein kleines Plastik-Fläschchen und desinfizierte sich die Hände.
Bei der nächsten Haltestelle verließ der Mann die S-Bahn.
Hätte sie die Möglichkeit gehabt in das Innenfach seines Jacketts zu sehen, hätte sie dort auf edel geprägten Visitenkarten “Bernd Breitner – Fachmann für Virales Marketing” lesen können. Der Mann sah auf die Uhr. Bis zum Schichtende konnte er noch ein paar Fahrten schaffen.

Rezension: Die schönsten Wanderwege der Wanderhure

Einen wunderschönen guten Tag,
ich habe mal wieder rezensiert, diesmal Julius Fischers aktuelles Buch „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“.

http://www.slammin-poetry.de/magazin/releases-julius-fischer-die-schoensten-wanderwege-der-wanderhure

„Wer sich für Humor und das Philosophieren über das Leben und den Alltag begeistern kann, der wird seine Freude an diesem Buch haben. Es bietet viel zu lachen, ohne dass es in Plattitüden oder flache Comedy abdriftet.“

Viele Grüße und euch eine schöne Zeit,
Arno

Jack Rodman – der ganzen Wahrheit erster Teil (3)

Einen wunderschönen guten Tag,

nach wie vor bin ich dabei für den Dichtungsring Stück für Stück meinen Roman Jack Rodman – die ganze Wahrheit zu einem Gedicht umzuschreiben. Das letzte Mal hatte ich in der Geschichte etwas vorgegriffen, um mit verteilten Rollen lesen zu können, diesmal also der noch fehlende dritte Teil. Die große Frage ist jetzt noch, was ich, wenn das Gedicht eines Tages fertig ist, damit machen werde. Vielleicht gibt es das dann als kleines Bonus-Heft zu irgendeiner Veröffentlichung, vielleicht fällt mir auch noch eine bessere Variante ein.

In jedem Fall wünsche ich euch eine angenehme Zeit,

Viele Grüße
Arno

 


 

Jack Rodman – (3)

Sven denkt an seine Freundin Lara
Tättowiert und hübsch und schlank
Warum sie ihn mag, wird ihm nie klarer
Gestern haben sie sich gezankt

Und derart knietief in Gedanken
Im Radio noch sein Gesang
Kommt er auf der Arbeit an
Zeit, die Laune aufzutanken

Am Tag ruft ihn sein Chef verlegen
Bittet Sven ihn zu vertreten
Er muss nun weg, die Mutter pflegen
Sowas hat der noch nie erbeten

Ab Morgen schon, gar nicht verkehrt
Sven ist stolz und sehr geehrt
Fährt Abends in der Hoffnung heim
Die Frau wird nicht mehr böse sein

Gedichte (154) – Große Fragen

Große Fragen

An manchen langweiligen Tagen
Stell ich mir die großen Fragen:
Wie wohl so ein Iltis riecht?
Wie man auf dem Zahnfleisch kriecht?

Und wer ist wohl Familie Hempel
Und was ist los mit deren Krempel
Unterm Sofa – unerhört
Dass der so viele Leute stört

Doch zumeist dauert’s nicht lang
Bis irgendein Gedankengang
Eilig kommt herbeigeeilt
Und die Gedanken neu verteilt

Gedichte (153) – Homo Misanthropicus

Einen wunderschönen guten Tag zusammen,

für den Dichtungsring bitten wir immer wieder um Themenvorschläge, zu denen Matthias und ich dann Gedichte schreiben. Beim letzten Mal war einer der Themenvorschläge „Die Einsamkeit des U-Bahn-Fahrers auf dem langen Weg von Rudow zum Rathaus Spandau“. Auf diesen Vorschlag hin ist das folgende Gedicht entstanden. Der im Gedicht erwähnte Begriff Frotteur bezeichnet laut Wikipedia übrigens „ein[en] Mensch, der dadurch sexuell stimuliert wird, dass er sich an anderen Menschen reibt.“ 😉

Euch eine schöne Zeit und bis bald,
Arno


 

Homo Misanthropicus

Jan fährt durch die Innenstadt
Von seinem Tagwerk matt und platt
Plötzlich ein Blitz, dazu noch Donner
Ins Auto kracht ein Siebentonner
Der Blitzkasten speichert sein Bild
Wie er hinter dem Lenkrad chillt
Bei Rot über die Ampel brettert
Der Lappen weg, der Golf zerschmettert

Zum Glück braucht’s keine Sanitäter
Jetzt sitzt er ein paar Tage später
Dankbar für die BVG
In der U-Bahn nah der Spree
Von Rudow bis nach Spandau rauf
Nur ungern nimmt er das in Kauf
Der Weg ist weit und elend lang
Doch Arbeit bringt ihm Geld und Rang

Mit ihm teilen sich die Bahn
Und bringen ihn ganz nah dem Wahn

Businessmenschen, Hipster, Säufer
Obdachlosenblattverkäufer
Freaks, Fahrkartenkontrolleure
Miesepeter und Frotteure

Dazu noch Musiker, die stören
Täglich ‘Hit the road, Jack’ hören
Die ganze Strecke der U7
Muss er ne ruhige Kugel schieben
Jan kann es so kaum erwarten
Motorisiert neu durchzustarten

Fürs Fahrrad zu weit
Das Taxi zu teuer
Doch braucht er noch Zeit
Und darf nicht ans Steuer

Drum spart er für Bestechungsgeld
Und ein Auto, das gefällt

Damit von Rudow nach Spandau
Er ohne eine alte Sau
In seiner Nähe zu ertragen
Mit einem nagelneuen Wagen
Er bald wieder fahren kann

Bis dahin wird der junge Mann
Viermal täglich kontrolliert
Bedrängt und es wird musiziert
Zu nervigem Konservenbeat
Nervös zuckt schon sein Augenlid

Weil er so sehr die U-Bahn scheut
Er kommt zum Job macht sich bereit
Beruflich ist Jan Therapeut
Gegen Menschenfeindlichkeit

Gedichte (152) – Zungenbrecherqualität

Zungenbrecherqualität

Für fremde Zungen sind die Sprachen
Oft tückisch und geheimnisvoll
Ob in Husum, München, Aachen
Auch Deutsch erzeugt da manchen Groll
Mit unangenehm komplexen
Wörtern, Silben, ganzen Sätzen

Der nun folgende Beispiel-Satz
Ist sinnlos, doch es war halt Platz:

Tschechische Chemiker checken weit weniger
Als die Rhabarber-Barbara
Deren Sommersprossen sprießen
So wie Wim Wenders wunderbar

Für mich recht einfach auszusprechen
Simpel ist das Zungenbrechen
Doch bin ich hier nie fremd gewesen
Will schnell von Eitelkeit genesen
Dass mir und allen klarer werde
Sag ich es ganz ungehemmt:

Auf dem größten Teil der Erde
Ist halt ein jeder von uns fremd

Gedichte (151) – Zum Jubiläum

Zum Jubiläum

Ich sag es kurz und aufrichtig
Dich, mein Schatz, dich liebe ich
Nicht mehr so wie am ersten Tag
Nein, ganz anders, denn ich mag
und liebe dich viel mehr
Am Anfang kennt man ungefähr
Fünf Prozent einer Person
Das Aussehen und das war’s fast schon
Kombiniert mit ein paar Sätzen
Erst die Zeit lernt einen schätzen
Wer der Partner wirklich ist
Wie weit die eigene Liebe misst
Ich hab so viel von dir erfahren
In all diesen letzten Jahren
Von denen ich nie eins bereute
Was folgt, zu sagen hier und heute
Fällt mir gar kein bisschen schwer:

Ich liebe dich tagtäglich mehr

Gedichte (150) – Sturmfreizeit

Sturmfreizeit

Endlich Freizeit, endlich Ruhe,
Frau und Kind sind aus dem Haus
Hol meine Jacke, schnür’ die Schuhe
Kauf Bier und Chips zum Festtagsschmaus

Zuhaus leg ich die Füße hoch
Schlaf, Fernsehen und Chillen
Nach Feierabend nix zu tun
Lieferservice oder Grillen

Das sind heut die großen Fragen
Und ich kann allein die Antwort sagen

Ein paar Tage nur für mich
Doch kaum allein schon spüre ich
Wie sehr das Kinderlachen fehlt
Und die Nähe meiner Frau
Das ist es doch, was wirklich zählt
Ich weiß es doch genau

Bin um ein wenig Ruhe froh
Weil ich weiß: Es bleibt nicht so
Und bald schon sind sie wieder da:

Die Lieblingsmenschen, wunderbar!

Gedichte (149) – Im Dunkeln ist gut Munkeln

Im Dunkeln ist gut Munkeln

Ich sitze da in Dunkelheit
Such auf dem Teller nach dem Essen
Es ist nicht so als hätt’ man hier
Die Beleuchtung schlicht vergessen

Nein, das Konzept des Restaurants
Ist Essen in der Dunkelheit
Das gibt dem Menschen so die Chance
Für ein Stück mehr Empfindsamkeit

Erfahrung des Geschmacks allein
Ich esse feinstes Fleisch vom Reh
Es könnt’ aber auch Hähnchen sein
Und mir kommt eine Idee

Ein Dunkelsupermarkt muss her
Im Dunkeln sucht man ganz nativ
Tastet sich durchs Warenmeer
Erlebt den Einkauf intensiv

Ideen entstehen ohne Halt
Wer mutig ist, der geht alsbald
Zur Dunkelfriseuse
Wartet, hofft und macht nervöse
Gesten, doch darf auf keinen Fall er zucken
Denn die Friseuse kann nicht gucken
Und kommt ihr doch die Schere aus
Geht’s ins Dunkelkrankenhaus
Die Entscheidung war fatal
Der Chirurg betritt den Saal
Stellt sich vor: “Ich bin der Klaus”
Und macht erstmal die Lichter aus.

Gedichte (148) – Wochenendausflug

Wochenendausflug

Zeit für ein Ostseewochenende
Haben wir uns so gedacht
Gesagt, getan und Zug gebucht
Gepackt und uns fertig gemacht

Nun nähert sich die Abfahrtszeit
“Schatz, beeil dich. Zeit zu gehen”
Sie sagt, das Kind hat starken Husten
Husten? Wir haben ein Problem

Schnupfen, Rotz und Heiserkeit
Sind recht ungünstig derzeit

Dann muss ich wohl allein verreisen
Sag ich, als sei alles in Butter
Und will zur Türe heimlich schleichen
“Nichts da!” ruft die Kindesmutter

Na gut, dann bleib ich halt zuhaus
Kurier das Kind in Ruhe aus
Und vielleicht, wir werden sehen
Können wir bald urlauben gehen