Gedichte (117)

Gelebte Demokratie

Meine lieben, hochverehrten, unbeschwerten
werten Zuschauer hier und Zuhaus an den Geräten,
Ich sag hallo zur heiß verehrten, schwer begehrten
Von jung und alt und den Gelehrten geradezu herbeigeflehten

neuen Staffel voll Spannung, Nervenstärke und Genie
Voll Lob und Strafe, Freud und Leid, davor ist keiner hier gefeit
drum: Willkommen liebes Publikum, bei „Gelebte Demokratie“

Da unten stehen die Kandidaten, können es wohl kaum erwarten,
Ihre Plätze sich zu sichern, manche zittern, manche kichern
vor Angst um Wählergunst und Wissen, gleich geht es los, wir können starten
Der Bundestag ist präpariert, hergerichtet und verziert
Für maximalen Spaß, ohne Grenze, ohne Maß
An Wahrheit, Tratsch und Lügen, an Politik und Wahlvergnügen,

Da ist schon Sigmar Gabriel, begeht trittsicher den Parcours, geht kein einziges Mal fehl,
Spricht von Zukunft und bleibt stehen, von Hindernissen nichts zu sehen
Das Publikum scheint ihn zu mögen, wählt ihn geschmacksneutral und heiter
in die nächste Runde weiter

Da kommt Herr Rösler um die Ecke, schon unsere letzte Sendung
War für ihn die große Wendung, brachte ihn beinah zur Strecke
Angstmacherei und Krisenthesen sind für ihn nicht gut gewesen
Nur um ein Haar flog er nicht raus, doch wie sieht es heute aus?
Nun beginnt er seine Rede, und ich sag mal, alter Schwede
Griechenfeindlich, lobbyistisch, für die Zukunft pessimistisch
Da hat wer nichts dazugelernt, Schon trifft ihn Gyros eimerweise
Vom Rednerpult wird er entfernt
Nun ist er rausgewählt und leise
Sind Stimmen zu vernehmen, der Herr Rösler sollt‘ sich schämen
Jetzt muss er rüber in den Ring und wird von einem gut trainierten
engagierten, talentierten Griechen in die Krisen
des Wrestling-Sportes eingewiesen

Doch drüben spielt das Hauptgeschehen,
Hier ist der nächste schon zu sehen, herein kommt Thilo Sarrazin
Zack, da liegt er auf den Knien, da war wohl grad ein Stolperstein
Er versucht sich zu befreien aus dieser schlechten Position
Doch ganz klar, man sieht es schon, die Falltür öffnet ihre Pforten
Applaus erschallt hier allerorten, Wohl auch schon rausgewählt der Bube
er schlittert in die Jauchengrube, wälzt sich in den Exkrementen
Drum herum stehen Kunststudenten, mit Migration im Hintergrund
die ihn amüsiert begaffen und nun schön farbenfroh und bunt
kleine Gemälde von ihm schaffen

Die Stimmung tobt im hohen Hause, gleich wird es Zeit zur Werbepause
Jeder hier lacht, alle sind froh,
Damit zurück ins Studio.

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