Hinter verschlossenen Türen (1)

Einen wunderschönen guten Abend,

ich habe mit einer neuen Erzählung angefangen, die die Fortsetzung von „Dem Ende entgegen“ bildet. Die Kapitel sollen in Abständen von ungefähr zwei Wochen erscheinen. Ich hoffe sie wird euch gefallen, über Resonanz jedweder Art freue ich mich wie immer sehr!

Fühlt euch herzlich gegrüßt,

Arno / Larry

Hinter verschlossenen Türen – PDF

1.  Kapitel

Ist es nicht seltsam, wenn eine Geschichte ihren Anfang an einer Tür nimmt? Auf den Stufen davor, ja, oder im Haus, das kann man erwarten. Gerade Häuser können so viele Geschichten erzählen. Davon, wer sie einst bewohnt hat und welche Narben sie davon getragen haben. Wie die Zeit sie verändert hat. Aber was gibt es schon groß über eine Tür zu sagen? Die, um die es hier geht, war eine sehr schlichte, nicht allzu auffällige Tür. Braunes Fichtenholz, das vor Jahrzehnten, als es noch neu und gepflegt gewesen war, bestimmt einen guten Eindruck auf den Beobachter hinterlassen hatte. Dazu ein kleiner, schnörkelloser Griff, dessen einstiges Strahlen mit den Jahren zu einem matten, abgegriffenen, silbernen Schimmer verkommenen war. Alles in allem wirkte die Tür wie viele andere in der Stadt. Alt und nicht gut geschützt. Doch bei genauerer Betrachtung konnte man erkennen, dass dieser Schein trog. Die Tür, an der unsere Geschichte beginnt, barg ein paar Besonderheiten. Nicht in ihrer Form oder dem Material. Nicht in dem elektrischen Schutzschild, der Unbefugten den Durchgang verweigerte. Auch nicht in ihrem Schloss – all das war im weitesten Sinne gewöhnlich. Besonders war das Haus, zu dem sie den Zugang regelte und die Menschen, die sie passierten. Ungewöhnlich ist ein gutes Wort um die meisten der Menschen zu klassifizieren, die durch sie hindurchgingen. Diese Menschen mochten Namen wie Lisa-Marie Wagner, Max Schneider oder Peter Neuer tragen, ganz normale Namen also. Aber ganz egal was man ihnen bei ihrer Geburt in die Geburtsurkunde geschrieben hatte und wie sie sich heute nannten, sie waren alles andere als normal. Sie waren Abschaum. Der Bodensatz der Gesellschaft. Viele von ihnen waren reich, manche durchaus angesehen, doch wenn sie durch diese Tür gingen, wurden sie unabhängig von ihrem Stand und ihrem Konto unweigerlich dem Bodensatz zugeordnet.
Man behauptet hin und wieder, Menschen würden ein Buch nach seinem Umschlag beurteilen. Das ist nicht mehr als ein Bruchteil der Wahrheit. Von entscheidender Bedeutung ist der Standort des Buches. Liegt es in einer großen, gut beleuchteten Buchhandlung für jeden gut sichtbar auf dem Bestsellertisch aus oder in der hintersten Ecke eines kleinen, verstaubten Antiquariats? In einer Kiste auf dem Flohmarkt oder durchnässt und achtlos weggeworfen am Straßenrand? So ähnlich verhielt es sich auch mit den Menschen, deren Schicksal sich hier im Haus abspielte.
Begegnete man einem von ihnen auf der Straße, ging man in den meisten Fällen weiter, ohne sich umzusehen. Wer erkennt schon einen Wahnsinnigen, der einen Anzug trägt, frisch rasiert ist und besonnen lächelt? Wer würde schon einen gesunden Geist erkennen, wenn der Mensch dazu sich die Haare rauft und schreiend und mit irrem Blick, nur mit einer Unterhose bekleidet, durch die Stadt rennt? Egal wie gut seine Gründe dafür sein mögen.
Doch wenn Menschen durch diese Tür in das Haus dahinter gingen, die Arme im unnachgiebigen Griff eines humanoiden Roboters in Uniform, manche sogar extra auf eine Bahre geschnallt, dann gab es keine Fragen mehr. Kein Interesse an ihrer Persönlichkeit und ihren inneren Werten. Sie wurden Ausgestoßene, über die man möglichst nicht sprach und für deren Befinden sich niemand interessierte. Wenige Verbrechen waren schlimm genug, um einen Menschen direkt hier landen zu lassen. Die meisten Delikte, bei denen man ertappt wurde, brachten nur eine Kürzung der allmonatlichen Rente, die heutzutage jedermann ein Leben lang erhielt. Erst, wenn man dreimal mit einem kleineren Verbrechen in Verbindung gebracht werden konnte, musste man durch die Tür treten und kam hoffentlich geläutert und gesetzestreu wieder heraus. Jede weitere Gesetzesübertretung brachte einem einen lebenslangen Aufenthalt. Gehen sie nicht über Los. Ziehen sie nie wieder auch nur einen einzigen Euro ein.
Für Mord, Vergewaltigung und andere Verbrechen solchen Ausmaßes konnte man sich auch beim ersten Versuch schon auf einen langen Urlaub ohne Wiederkehr hinter dieser Tür einrichten.
Jeder Insasse hatte einen zuständigen Roboter, denjenigen, der ihn verhaftet hatte. Dieser führte ihn in das Haus und in die Zelle, deren transparente, aus einem elektrischen Feld bestehende Wand sich hinter dem Gefangenen materialisierte. Transparent, so dass der Gefangene von nun an all diejenigen sehen konnte, die nach ihm in den Zellenblock gebracht wurden. Der Roboter kümmerte sich darum, dass die Zelle sauber war, er brachte dem Gefangenen das Essen und beantwortete einfache Fragen. Wieviel Uhr ist es? Welcher Tag ist heute? Nichts, was den Gefangenen oder das Gefängnis betraf. Der Roboter fuhr munter durch die durchsichtige Zellentür und jeder Neuankömmling probierte mindestens einmal, ihm zu folgen. Jüngere Männer verspürten nur einen starken Stromschlag, wohingegen es bei älteren Männern und Frauen oft bis zur Bewusstlosigkeit reichte. Man lernte schnell, dass man dieses Gebäude nicht verlassen konnte.
Durch die Tür war damals auch Peter Neuer gekommen. Wie von selbst hatte sie sich für ihn und seinen metallenen Wärter geöffnet und ihn hinein gebeten. Vorbei an zahlreichen Zellen bis hoch in den dritten Stock, den er seitdem nicht mehr verlassen hatte. Für ihn war es nicht der erste Gesetzesverstoß gewesen, der ihn in die ‚Haftanstalt I – Berlin & Brandenburg‘ gebracht hatte, auch nicht der dritte oder vierte. Allerdings der erste, der schiefgegangen war. Er war ein Mann der Tat, der genau planen und sich auch an Pläne halten konnte. Wenn man das von all seinen Kollegen hätte behaupten können, würde er sein Dasein heute noch auf freiem Fuß verbringen. Er hatte im Laufe der Wochen und Monate hier einige seiner alten Mitstreiter an seiner Zelle vorbeigehen sehen. Manche offensichtlich protestierend, andere mit ernster Miene und in Gedanken versunken. Keiner von ihnen hatte nach links oder rechts gesehen und ihn bemerkt – hören konnten sie ihn nicht. Der Durchgang mochte durchsichtig sein, doch er schottete die Zelle gegen Geräusche von draußen ab. 15 Jahre hatte er für die Sache bei Sony bekommen, von denen er noch mehr als 13 hier abzusitzen hatte.
Er war erfüllt von Wut. Wut auf Lisa-Marie, die alles versaut hatte, Wut auf seinen Bruder, der ihn im Stich gelassen hatte und vor allem Wut auf seine Auftraggeber, die ihn einfach hier sitzen ließen. Als er gesehen hatte, wie Lisa-Marie an seiner Zelle vorbeigeführt wurde, wäre er ihr für einen Augenblick am liebsten an die Gurgel gesprungen. Der Stromschlag war noch stärker gewesen als beim ersten Mal und hatte ihm für eine knappe Stunde das Bewusstsein geraubt. Seitdem war er nach außen hin ganz ruhig. Der Feuerball aus Wut in seinen Eingeweiden durfte nicht zu sehr sein Handeln bestimmen. Nachdenklich spielte er mit dem kleinen Silberkreuz um seinen Hals. Seine Zeit würde kommen wenn er hier wieder raus war. Bis dahin hatte er jede Menge Zeit, Pläne zu schmieden und die nächsten Coups zu planen. Er musste seine Reputation wiederherstellen. Ohne Crew ging es nicht, doch er würde neue Leute brauchen, auf die Alten konnte er sich jetzt nicht mehr verlassen.
Die ersten Wochen hatte er noch Hoffnung gehabt, allein hier raus zu kommen. Doch die Zelle gab nichts her, was ihm einen Ausbruch ermöglicht hätte. Er hatte versucht, den Wärter auseinanderzunehmen, um über dessen Elektronik und Platinen einen Weg zu finden, durch seine Zellentür zu kommen. Doch egal wie oft er ihn gegen die Wand geschlagen hatte, oder wie stark er auf ihn gesprungen war, die silberne Außenhülle mit den zwei dunkelblauen Streifen vom Kopf hinunter bis zu den Füßen hatte sich nicht merklich verändert. Ebenso wenig wie der Wärter auf diese Ausbrüche reagiert hatte. Die Streifen an der Seite waren ein wenig verkratzt und offensichtlich hatte er eins der Armgelenke des Wärters ein wenig lädiert. Seitdem sahen die Bewegungen des linken Arms nicht mehr ganz so flüssig aus, doch geholfen hatte das Peter nicht im geringsten. Es gab hier nichts, wo er ansetzen konnte, so hatte er sich darauf beschränkt, seinem Geist freien Lauf zu lassen.
Er hatte irgendwann aus einer Laune heraus angefangen, den Wärter ‚Fluffy‘ zu nennen, wie den Hund, den er als Junge gehabt hatte. Statt Stöckchen holte der Roboter eben Essen und er befolgte ebenso artig seine Kommandos, wie es Fluffy früher getan hatte. Auch wenn er nicht ‚Sitz‘ und ‚Platz‘ machen konnte, sondern nur sagen, wie viel Uhr es war und welchen Wochentag sie gerade hatten.
Peter saß da, starrte von seiner Pritsche aus die Wand an und dachte an Lisa-Marie. Ihre wunderschönen, fein geschwungenen Lippen, die mandelbraunen Augen. Er hatte sich von ihrem Aussehen und seinen Gefühlen zu ihr schwächen lassen und sich Fehler erlaubt. Er durfte keine Fehler machen. Letzten Endes trug auch er Schuld daran, dass er jetzt hier saß.
Fluffy betrat die Zelle. In seinen Händen hielt er eine Schüssel mit Tomatensuppe, die er neben Peters Pritsche abstellte. Ihm fielen die Veränderungen nicht gleich auf. Die Bewegung des Abstellens war flüssiger als sonst, als wäre der Arm nach so vielen Monaten heute in Fluffys kurzer Abwesenheit doch noch repariert worden. Auch die Streifen waren wieder vollkommen intakt. Hätte er Fluffys Rücken unter der Uniform betrachtet, hätte er eine ungewöhnliche Schweißnaht sehen können. Statt sich wie sonst während der Essenszeit in eine Ecke der Zelle zu stellen, blieb der Roboter diesmal vor Peters Pritsche stehen. Es dauerte einige Sekunden, bis ihm dieser Umstand bewusst wurde. Dann fiel sein Blick auf den kleinen weißen Zettel, den der Roboter in der ausgestreckten Hand hielt.

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit (3)

Einen wunderschönen guten Abend,

Es gibt Tage, an denen man sich sehr sehr gut fühlt. Tage, an denen Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat. In diesem Fall ist das was passiert ist relativ simpel. Jemand hat mein Buch gelesen und eine Rezension dazu geschrieben. Diese Rezension ist insofern besonders, als dass darin zwei Namen im weitesten Zusammenhang mit mir genannt werden, die ich beide zutiefst verehre und bei denen ich es als große Ehre empfinde, überhaupt in einem Zusammenhang mit ihnen genannt zu werden. Ich zitiere die entsprechenden Sätze hier auszugsweise. Darunter kommt dann der Link zur Rezension. Vielen Dank an den Rezensenten, ich habe mich sehr gefreut!

„Einen Kniff, wie wir ihn zum Beispiel auch aus Woody Allens jüngerem Meisterwerk „Matchpoint“ kennen, in dem die Hauptfigur ebenfalls ein vom Glück verfolgter Günstling ist, dessen moralisch fragwürdiges Verhalten…“

„…gelingt Wilhelm so ausnehmend gut, dass der Leser mitunter glaubt Tarantino aus der Ferne winken zu sehen.“

Rezension zu „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ bei Alternativmusik.de

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,

Arno / Larry

Gedichte (118)

Guten Abend werte Leserschaft,

es kommt hin und wieder vor, dass man ein Gedicht aus einem wichtigen, politischen oder gesellschaftlichen Anlass schreibt. Das folgende Gedicht passt in keine der beiden Kategorien so richtig, es ist entstanden, weil ich bei der Lesebühne „Vision & Wahn“ bei Periplaneta eingeladen war und einen Text zum Thema des Monats schreiben sollte, das „Ich ess Blumen“ lautete. Es mag nicht sehr geistreich sein, aber ich wollte ihn euch dennoch nicht vorenthalten.
In den nächsten Tagen wird es hoffentlich ein paar neue Blogeinträge geben, unter anderem mit dem ersten Teil der Fortsetzung von meiner Erzählung „Dem Ende entgegen“.

Fühlt euch gegrüßt,

Arno / Larry

Ernährungsgewohnheiten eines mitteleuropäischen Großstadtbewohners zur Sommerzeit

Ich ess Blumen
von der Blüte zu den Krumen
Auch Stiel und Blätter
Bei Wind und Wetter
Von früh bis spät
Mach ich Diät
Doch wenn bei Nacht
Der Hunger lacht
Ess ich Döner
Das ist schöner

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit (2)

Einen wunderschönen guten Morgen allerseits,

inzwischen trudeln die ersten Rezensionen zu meinem Roman ein und das freut mich von Herzen.
Bei Amazon gibt es inzwischen mehrere Kundenrezensionen:
http://www.amazon.de/Jack-Rodman-ganze-Wahrheit-Roman/dp/394076793X/ref=tag_stp_s2_edpp_url

Und eine ganz neue, die mich auch sehr gefreut hat, ist bei Gedankenspinner erschienen:
http://www.gedankenspinner.de/?p=4575

Vielen Dank von meiner Seite! Rückmeldungen zu meinem Roman interessieren mich sehr.

Ich wünsche euch allen eine schöne Restwoche,

Fühlt euch herzlichst gegrüßt,

Arno/Larry

Gedichte (117)

Gelebte Demokratie

Meine lieben, hochverehrten, unbeschwerten
werten Zuschauer hier und Zuhaus an den Geräten,
Ich sag hallo zur heiß verehrten, schwer begehrten
Von jung und alt und den Gelehrten geradezu herbeigeflehten

neuen Staffel voll Spannung, Nervenstärke und Genie
Voll Lob und Strafe, Freud und Leid, davor ist keiner hier gefeit
drum: Willkommen liebes Publikum, bei „Gelebte Demokratie“

Da unten stehen die Kandidaten, können es wohl kaum erwarten,
Ihre Plätze sich zu sichern, manche zittern, manche kichern
vor Angst um Wählergunst und Wissen, gleich geht es los, wir können starten
Der Bundestag ist präpariert, hergerichtet und verziert
Für maximalen Spaß, ohne Grenze, ohne Maß
An Wahrheit, Tratsch und Lügen, an Politik und Wahlvergnügen,

Da ist schon Sigmar Gabriel, begeht trittsicher den Parcours, geht kein einziges Mal fehl,
Spricht von Zukunft und bleibt stehen, von Hindernissen nichts zu sehen
Das Publikum scheint ihn zu mögen, wählt ihn geschmacksneutral und heiter
in die nächste Runde weiter

Da kommt Herr Rösler um die Ecke, schon unsere letzte Sendung
War für ihn die große Wendung, brachte ihn beinah zur Strecke
Angstmacherei und Krisenthesen sind für ihn nicht gut gewesen
Nur um ein Haar flog er nicht raus, doch wie sieht es heute aus?
Nun beginnt er seine Rede, und ich sag mal, alter Schwede
Griechenfeindlich, lobbyistisch, für die Zukunft pessimistisch
Da hat wer nichts dazugelernt, Schon trifft ihn Gyros eimerweise
Vom Rednerpult wird er entfernt
Nun ist er rausgewählt und leise
Sind Stimmen zu vernehmen, der Herr Rösler sollt‘ sich schämen
Jetzt muss er rüber in den Ring und wird von einem gut trainierten
engagierten, talentierten Griechen in die Krisen
des Wrestling-Sportes eingewiesen

Doch drüben spielt das Hauptgeschehen,
Hier ist der nächste schon zu sehen, herein kommt Thilo Sarrazin
Zack, da liegt er auf den Knien, da war wohl grad ein Stolperstein
Er versucht sich zu befreien aus dieser schlechten Position
Doch ganz klar, man sieht es schon, die Falltür öffnet ihre Pforten
Applaus erschallt hier allerorten, Wohl auch schon rausgewählt der Bube
er schlittert in die Jauchengrube, wälzt sich in den Exkrementen
Drum herum stehen Kunststudenten, mit Migration im Hintergrund
die ihn amüsiert begaffen und nun schön farbenfroh und bunt
kleine Gemälde von ihm schaffen

Die Stimmung tobt im hohen Hause, gleich wird es Zeit zur Werbepause
Jeder hier lacht, alle sind froh,
Damit zurück ins Studio.

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit

Einen wunderschönen guten Tag,

auch wenn es kaum zu glauben ist, mein erster Roman ist endlich da! Er heißt „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ und kann ab sofort per Mail an larry@arno-wilhelm.de oder direkt beim Verlag (http://www.periplaneta.com) bestellt werden. Ab dem 20.Juli gibt es ihn dann auch bei Amazon und in allen Buchläden.

Der Roman kostet 13,90 € und enthält zusätzlich eine CD mit drei Songs des Protagonisten Jack Rodman und einen Remix.

Hier der Klappentext:
An einem einzigen Tag verliert Sven seinen Job und seine Freundin, seine Wohnung geht in Flammen auf und er wird von einem schwarzen Pick-up über den Haufen gefahren. Dem Tod von der Schippe gesprungen beschließt Sven seine ganze Energie auf seine Leidenschaft, die Musik, zu richten. Er wird zu Jack Rodman, einem Singer-Songwriter aus Arizona, mit dem er sich dank Web 2.0 eine steile Karriere in Deutschland bastelt. Ein Plattenvertrag, ausverkaufte Konzertsäle, die Frauen liegen ihm zu Füßen – Sven hätte es sich nicht besser erträumen können. Erfolg und Ruhm beflügeln ihn, doch als seine Ex-Freundin hinter das Geheimnis kommt, geraten die Dinge außer Kontrolle. 

Ich freue mich unglaublich über den Roman und hoffe, er wird auch euch gefallen.
Derweil schreibe ich an neuen Projekten, an einem neuen Roman und zwei Gedichtbänden, ich bin gespannt was als erstes fertig wird.

Am 20.Juli ist die Releaseparty des Romans in der Bornholmer Str. 81a in den Verlagsräumen von Periplaneta. Beginn ist 20.00 Uhr, der Eintritt ist frei und ich freu mich sehr über jeden der kommt!

Fühlt euch gegrüßt

Arno / Larry

Geistige Notwehr – nach einer leider allzu wahren Geschichte

Einen wunderschönen guten Tag,

mal wieder ein relativ neuer Text. Ich wünsche euch viel Spaß damit. Habt ihr den Termin meiner Buchrelease-Party am 20.Juli hier rechts am Rande schon bemerkt? Das wird ganz wunderbar!

Mit den besten Grüßen

Arno / Larry

Geistige Notwehr – nach einer leider allzu wahren Geschichte
Es gibt Momente im Leben, in denen es einem ein schier unendliches Bedürfnis ist, seinem Gegenüber irgendwas Schweres an den Kopf zu werfen. Aber fangen wir etwas weiter vorne an.

Wir leben in einem Land, dessen Bewohner sich selbst immer gern als Hochzivilisation bezeichnen. Die Evolution ist ausgerechnet in Deutschland zu einem erfolgreichen und verdienten Abschluss gekommen, hat festgestellt, dass es nicht mehr besser geht und sich mangels Arbeit Schlafen gelegt. Wir leben in einer Zeit gefühlter maximaler Gleichberechtigung. Frauen beispielsweise, dürfen prinzipiell bei uns alles genauso wie die Männer. Sie kriegen ein bisschen weniger Geld dafür, aber wer wird denn da kleinkariert sein. Sie dürfen mit Waffe im Dreck herum robben, wenn sie wollen, dürfen, dürfen in Aufsichtsräten Sitzungen leiten, Stahl kochen oder das Bundeskanzleramt übernehmen. Sie müssen sich nicht verschleiern oder überhaupt auch nur irgendwas anziehen, gerade wenn sie auf Werbeplakaten oder im Fernsehen zu sehen sind. Es wird über Frauenquoten diskutiert, es gibt Frauenprogramme in Universitäten und großen Betrieben, um mehr Frauen in Ingenieursstudiengänge zu bringen, es gibt in manchen großen Firmen Betriebskindergärten, um das Zusammenspiel von Job und Kindern zu erleichtern. Wir haben eine Familien- und Frauenministerin, für die es sehr entscheidend ist, dass gerade Akademikerinnen wieder mehr Kinder kriegen und der böse demographische Wandel aufgehalten wird, nicht dass wir Deutschen irgendwann aufwachen und überrascht feststellen, dass wir ausgestorben sind.

Wie schon gesagt. Frauen dürfen prinzipiell bei uns alles genauso wie die Männer. Nun ist der Vorteil der deutschen Sprache, dass sie Worte wie „prinzipiell“ enthält, die unglaublich bedeutende Aussagen zulassen, ohne dass man dabei allzu konkret werden muss.
Deshalb dürfen auch heute noch Führungskräfte in großen Betrieben Sachen sagen, wie: „Das Manko der Frau ist, das sie Kinder bekommt. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Problem.“ Deswegen stellt er ungern Frauen ein, der Chef. Prinzipiell haben sie natürlich die gleichen Chancen wie Männer, laut Firmenpolitik sogar bessere, aber wenn sie ein Manko haben, ist es natürlich nicht seine Schuld, wenn er sie nicht einstellen kann. Man kauft ja auch keine kaputten Glühbirnen, egal ob sie nun energiesparend sind oder nicht. „Bei Studenten ist das besser“, meint er. „Da kriegen die meisten noch keine Kinder. Es ist sowieso dumm unter 25 Kindern zu bekommen.“ Der Trend geht bei uns ja zur Greisenschwangerschaft. Da können dann auch Mutter und Kind gemeinsam Brei essen, das spart natürlich Zeit.
Erhält nun eine solche dumme Frau, eine Studentin, eine Akademikerin, die es gewagt hat, sich in einer Männerdomäne breit zu machen, großzügigerweise trotz ihres Geburtsfehlers eine Frau zu sein, eine Stelle, sollte sie dankbar und dementsprechend unfruchtbar sein. Studenten erhalten natürlich grundsätzlich nur befristete Arbeitsverträge, damit sie sich in ihrer Position nicht zu wohl fühlen. Kommt eine Studentin nun wider besseren Wissen doch auf die Idee, ihr Manko voll auszuschöpfen, vermutlich einzig und allein um ihren Chef zu ärgern, und ein Kind zu bekommen, ist man ihr so freundlich gesinnt, wie es nur irgend möglich ist. Die ersten Sätze des Chefs, nachdem er von der Schwangerschaft erfährt, sind dementsprechend voller Empathie und echter Begeisterung: „Schön, das sind ja gute Nachrichten. Aber ich muss dir gleich sagen, deinen Vertrag verlängern wir natürlich nicht!“ Wie käme man auch dazu? Als bräuchte man jemals wieder eine Arbeitsstelle, man hat sich ja nun eindeutig und öffentlich dafür entschieden, Vollzeitmutter und damit sicher auch Hausfrau zu werden. Die Firma tut ihr quasi einen Gefallen indem sie so von Anfang an nicht derart ekelhafte Verlockungen wie eine Vertragsverlängerung in Aussicht stellt, die die Frau ja nur von ihrer eigentlichen Arbeit, der dauerhaften und alleinigen Pflege ihrer Kinder, abhalten würde. Ohne Vertrag muss man sich auch keine Gedanken drum machen, ob man für das Kind einen Platz in der Kita oder im Betriebskindergarten bekommt. Man hat ja dann glücklicherweise jede Menge Zeit zur Verfügung. Das nächste Problem ist natürlich noch der Mutterschutz. Auch da kommt der Chef aber auf eine einfache und sinnstiftende Lösung: „Ich möchte kein großes Ding daraus machen, die Schwangerschaft nicht an die große Glocke hängen. Am Besten machst du einfach vorher genug Überstunden, die kannst du da dann abbauen.“
Welch eine Idee. Wie käme diese Frau, die doch gleichberechtigt mit Männern sein möchte, denn dazu, sich über den Mutterschutz quasi einen Vorteil zu holen. Bezahlter Urlaub für Mütter. Eine Art Lob dafür, dass sie sich falsch verhalten hat und schwanger geworden ist. So weit kommt’s noch. Da kann sie diesen Urlaub doch auch einfach vorher selbst rausarbeiten. Eine Art des Kompromisses, die Schule machen könnte:
Wir einigen uns vor Gericht auf einen Vergleich indem du die gesamte Schuld und die Kosten des Verfahrens trägst, und ich trage alles Übrige.
Wir verteilen jetzt das Essen fair auf alle Anwesenden. Ich esse alles und der Rest wäscht dann dafür ab und bezahlt.
Wie gesagt: Es gibt Momente im Leben, in denen es einem ein schier unendliches Bedürfnis ist, seinem Gegenüber irgendwas Schweres an den Kopf zu werfen. Etwas Schweres und Festes. Man könnte einen Paragraphen für geistige Notwehr definieren. Wenn jemand, mit den Aussagen die er trifft beweist, dass er – um es mit Volker Pispers zu sagen – dümmer ist, als hundert Meter Landstraße bei Kassel, dann hat man drei Sekunden Zeit, irgendwas zu werfen.
Der Paragraph könnte dann auch gleichberechtigt für Männer und Frauen gelten. Prinzipiell.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=rsJY2P-p_xM]

Gedichte (116)

Auf der Straße
Nein, ich möchte nicht spenden
Und ich unterschreib
Nichts auf deinem Klemmbrett
Also bleib mir vom Leib
Ich lauf nicht so eilig hier durch Gegend
Weil ich ein Mensch bin dem langweilig ist
Der Dialog sucht und so gerne bewegend
Erörtert dass die Welt schrecklich unheilig ist
Auch die Kopfhörer, die mir die Ohren verschließen
In Verbindung mit meinem starrenden Blick
Lassen den weisen Geist darauf schließen
Vor diesem Mann treten wir lieber zurück
Der hat’s eilig und will keine Vorträge hören
Sei das Thema auch noch so prekär
Deshalb werden wir den jetzt lieber nicht stören
Und machen uns doch über die Touris her
Mein Desinteresse gilt auch nicht dir als Person,
Naja, obwohl, also irgendwie schon
Aber es ist nicht persönlich
Tust ja nur deinen Job
Wenn auch mehr als gewöhnlich
Doch ich weiß nicht recht ob
Deine Taktik mich hier am Ärmel zu ziehen
So klug ist, man hört ja so oft, Berlin
Sei so ne harte, gefährliche Stadt
In der manch einer ein kleines Aggressionsproblem hat
Ich tu dir schon nix, ich wollte’s nur sagen
Komm später nich an mit Jammern und Klagen
Wenn dir dann doch wer kraftvoll gestresst
Zeigt dass man von Fremden die Finger weglässt
Wenn du mir jetzt nicht mehr meiner Zeit abverlangst

Dann geh ich jetzt weiter und – nur keine Angst.

Gedichte (115)

Nein, Frau Doktor
Nein, Frau Doktor, so glauben sie mir
Wäre alles wie immer, wär ich jetzt nicht hier
Schon klar, die Befunde sind inkonklusiv
Nicht schlüssig genug, nicht informativ
Und es ist ja nicht so, dass ich’s nicht versteh
Das Quartal geht zuende und auch ihr Budget
Doch es schmerzt nunmal jetzt und nicht erst in zwei Wochen
Es krampft und ich habe mich mehrfach erbrochen
In den drei Stunden im Wartezimmer
Und es wurden beim Warten auch die Bauchschmerzen schlimmer
Ich hatte natürlich auch keinen Termin
Weil bis vor kurzem ja alles noch einwandfrei schien
Nein? Sie können  da leider nichts für mich tun?
Ich hab keine Zeit um mich auszuruhen
Okay, ist schon gut, ich hab’s ja kapiert,
Ich bin ja auch keiner, der lang diskutiert
Sie verschreiben mir nichts mehr dieses Quartal
Haben da selber auch gar keine Wahl
Dann koch ich mir jetzt was, das ganz schrecklich schmeckt
Und hoffe auf den Placebo-Effekt
Und sollt’ ich gesunden und doch nicht krepieren
Werd‘ ich am ersten hier her marschieren
Und ganz ehrlich, Frau Doktor, da möchte ich dann
Aber zum Ausgleich das volle Programm
Spritzen, Tabletten und frischen Verband
Impfungen für Füße, Herz, Hirn und Hand
Antibiotika bis mir der Magen erweicht
Damit’s diesmal dann auch bis zum Quartalsende reicht

Gedichte (114)

Ich wär gern ein Pandabär
Ich wäre gern ein Pandabär
So traumhaft flauschig monochrom
Die Umstellung wär gar nicht schwer
Groß und tapsig bin ich schon
Würd’ im Zoo gemütlich hausen
Mich vergnügt begaffen lassen
Jede Menge Bambus schmausen
Bestaunt von den Touristen-Massen
Tag für Tag das ganze Jahr
Lass ich mir den Pelz bescheinen
Mach mir Panda-Damen klar
Bin völlig mit mir selbst im Reinen
Bei Schnee, bei Regen und zur Nacht
Setz ich mich rein ins Panda- Haus
Das ist warm und gut bewacht
Keiner kommt rein und wir nicht raus
Alles wird für mich gemacht
Geputzt, gekehrt, Essen gebracht
Ich kümmert mich um gar nichts mehr
Mann, wär ich gern ein Pandabär