Gedichte (202) – Schützenswerte Wörterwälder

Schützenswerte Wörterwälder

Ein Mann mit Namen Josopeit
War täglich vor gar nichts gefeit
Sein Auftrag der war: Sprache schützen
Würde es auch nicht lang nützen
Wollt er doch die Worte wahren
Verkörperte sie stets in Scharen

Warm war es in der Wäscherei
Da kam so völlig eididei
Voller Jux und Dollerei
Dieser Heiopei vorbei

Er brachte einen Anorak
Ein Blouson und einen Frack
Zwei ausgewasch’ne Liebestöter
Vor der Tür kläffte ein Köter

Weiter lief er, wollt sich sputen
Sein Aufzug, ja der ließ vermuten
Dass er – Gamaschen bis zum Haar
Beileibe gar kein Hipster war

Und just da sah er Vis-a-vis
Ein holdes Weib – so schön wie nie
Er dachte nur: Mich deucht, ich spinne
Ging rüber und er sang ihr Minne

Schrieb später ins Diarium
Das Rendezvous, ja das war dumm
Ich offerierte tausend Küsse
Und lukullische Genüsse

Doch fühlte sie sich drangsaliert
Der Gendarm hat ihn abgeführt
Die Zelle die war schlecht geschützt
Da ist er eilig ausgebüxt

Daheim herrschte ein Kuddelmuddel
Er brauchte dringend jetzt ne Buddel
Im Hintergrund die Flimmerkiste
Studierte er stolz eine Liste

Der größte Schatz den er besitzt
All die Wörter die er schützt
Mühselig zusamm’getragen
Aus dicken Büchern von Verlagen
Website-Wikis, zig Millionen
Gesprächen mit den Sprachikonen

Und jeder Quelle die er fand
Auf dem aktuellen Stand
Umfasst sie so viel Schabernack
Längst vergess’nes nicht zu knapp

Doch sperrt die Polizei ihn ein
Wird’s Sammeln jäh beendet sein
Er packt den kleinen Wackeldackel
Ohne allzu viel Gefackel
Und Klamotten notdürftig
Voll Drangsal und ohne Geschick
In den alten Kombi-Opel
Vielleicht gar bis Konstantinopel
Will er fahren ganz erpicht
Ins Kittchen will er wirklich nicht
Pustekuchen für Verfolger
Fulminant geht’s bis zur Wolga

Wo sind nur leere CDs?
Wo ist nur dieses Gefäß?
Er sucht dringlich die Rohlingspindel
Musik gegen all das Gesindel
Am Finanzmarkt wollt er hören
Das wird die Fatzkes zwar nicht stören
Doch ist Punkrock nicht verkehrt
Wenn man weit mit der Karre fährt

Der Plan war soweit wirklich Tutti
Er plauderte noch schnell mit Mutti
Am Wählscheibentelefon
Doch da zerschellte lautstark schon
Die Tür in Splitter – klitzeklein
Ein Polizist trat eilig ein

Der Schaden der war desaströs
Und unser Held gar sehr nervös

Der Wachtmeister nahm ihn gleich mit
Gab ihm auch noch einen Tritt
Verfrachtete ihn auf die Schnelle
In eine schnieke Einzelzelle

Der Richter sah den Häftling an
Vermaledeit, war der arm dran
Er ließ ihn frei und sprach: „Mein Jung
Achte weiter auf die Worte
Das ist Sprachvereitelung
Mein liebstes ist ja – Herrentorte.“

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