Gedichte (28)

Nachruf auf den Tod

Herzlich Willkommen liebe Leute,
voll Trauer versammeln wir uns heute
Völlig ohne Sang und Klang
Setzte sich der Sensenmann
gestern selbst die Sense an

Ein langes und ein schweres Leben
ward ihm von jeher gegeben
Schon in der Schule fielen
seine seltsamen Talente vielen
auf, keiner wollte mit ihm spielen

Er war kein Streber, er war nett,
aufmerksam, durchaus adrett,
Zurückhaltung war ihm ein Graus,
Er sagte jedem grad heraus,
seinen Todestag voraus

So kam es, dass er einsam war,
und auch durchaus sonderbar,
jung brach er die Schule ab,
als Papa ihm die Sense gab,
bald füllte er Grab um Grab,

Tüchtig wie’s im Buche steht,
kam stets eher zu früh als spät,
immer schick in schwarzer Kluft,
umgeben von Verwesungsduft,
erwischte jeden, Held und Schuft,

Für ihn waren sie alle gleich,
ob alt, ob jung, ob arm, ob reich,
er erledigte gewissenhaft,
ein Sensenmann voll Stolz und Kraft,
nun hat’s ihn selbst dahingerafft,

hier liegen nun die müden Knochen,
seine Sense ist zerbrochen,
Nachfolger wird es keinen geben,
doch glaubt nicht an ewiges Leben,

die Himmels- und die Höllenboten,
kümmern sich nun um die Toten,
jeden trifft der Schicksalschlag,
und wird es Zeit für euer Grab,
holen sie euch höchstpersönlich ab

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