Gedichte (113)

Moderne Kleingärtnervereine

Es wird Zeit mal kurz aufzuwachen
Laptop, Smartphone auszumachen
Ins echte Leben zu migrieren
Die Sucht ein wenig kontrollieren
Die stete Gier nach Neuigkeit
Nach fremder Fröhlichkeit und Leid
All diesen hochmodernen Sachen
Dem digitalen Überwachen

Was hat die Jana grad geliked?
Guck mal wieviel Haut die zeigt
Auf ihren Urlaubsfotos hier
Wo sie so tut als könnt‘ sie fliegen
Am Ballermann nach vierzehn Bier
Schau, da fällt sie von den Liegen
Und auf dem Bild muss sie reiern
Was hatte die da wohl zu feiern?

Ach, der Theo hat gepostet
Dass er sich grad ein Sandwich toastet
Mit Schinken und Tomatenscheiben
Er hat das jetzt mal ausprobiert
Und wird es sich gleich einverleiben
Und jeder wird darauf markiert
Dass auch ja keiner vergisst
Was der Theo heute isst

Björn und Anke sind im Kino
sehen Clint Eastwoods Gran Torino
Und kommentieren das Film-Geschehen
Bei Twitter mit dem Hashtag #Clint
Schreiben Live auf was sie sehen
Und dass sie nicht alleine sind
Theo liked die Kommentare
Jana färbt sich grad die Haare
Und lackiert sich noch die Zehen
Im Kino ist wohl grad zu sehen
Wie irgendwer heroisch stirbt
Theos Sandwich führt dazu
Dass er den Magen sich verdirbt
Die Filmreview geht heiter weiter

Ich würd mich allzu gern abwenden
Halb neugierig und halb genervt
Versucht, selber was abzusenden
Doch mein Blick, der ist geschärft
Wie früher im Schrebergarten
Kann es jeder kaum erwarten
Zu sehen was der Nachbar macht
Woraus sich dann ein Streit entfacht
Doch jetzt wird’s mir langsam genug
Heut gönne ich mir mal Entzug
Ein paar Stunden ganz allein
Werden schon nicht schädlich sein

Analoge Ruhezeit, so vollkommen ungestört
Das krieg ich hin, wär doch gelacht
Und damit jeder davon hört
Wird’s gleich in Status-Form gebracht

Gedichte (112)

Einen wunderschönen guten Tag,

momentan bin ich viel mit Arbeiten und ähnlichen Dingen beschäftigt, weswegen ich nicht so zum Schreiben komme, wie ich mir das wünschen würde, aber zumindest der nächste Roman macht kleine Fortschritte und hoffentlich bis zum Dichtungsring am 29.05. auch wieder ein paar Gedichte. Dieses hier habe ich vor ein paar Wochen aus aktuellem Anlass geschrieben, bisher haben mir die Grußkartenhersteller jedoch noch keine Millionen-Deals angeboten. Vielleicht geht da ja noch was.
Ich wünsche ein schönes Wochenende allerseits,

Herzlichste Grüße
Arno / Larry

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Mir selbst zum Geburtstag

Bin ein Schwede, ein Falter
Ein Narr, ein Verwalter
Kurz gesagt: Bin ein Alter
Eine Hütte, ein Haus
Seh zum Fenster hinaus
Sehe Sommer und Herbst
Es fror und es taute
Ich schlotterte derbst
Und schwitzte und glaubte
Die Hitze kaum zu ertragen
Ich durfte mich plagen
Mit Sturm und mit Regen
Durft‘ an Strände mich legen
Und arbeiten gehen
Beim S-Bahn erwarten
Mir die Füße wund stehen
Vor unzähligen Fahrten

Hab viel neues erlebt
Bin der Alte geblieben
Neue Netze gewebt
Neue Berge bestiegen

Ich lebe und liebe
Und laber zuviel
Laufe Schritt um Schritt weiter
Genieße das Spiel
Runde um Runde
und Jahr um Jahr
Und freu mich darüber
Ich bin immernoch da

Und das feier ich heute
Und das darf man auch sehen
Lad‘ sie ein, all die Leute
die den Weg mit mir gehen
Zu Berg und zu Tale
Stets voran ohne Sturz

Schmeiss mich in Schale
Und putz mir die Schnute
Dieses Jahr mach ich’s kurz:

Wünsch mir selbst alles Gute!

Gedichte (111)

Aus aktuellem Anlass:

Stadtgedichte 1

Hübsch und nicht allzu frivol
Deutlich bekannter als Tirol
Viel aufgeräumter als Berlin
So ist Wien.